Vor 20 Jahren wusste kaum jemand in unserer Gegend, was Bluegrass ist. Nicht wenige waren der irrigen Annahme, es handle sich um irgendein blaues Kraut zum Rauchen… Aber dann mauserte sich das Spring Bluegrass Festival Willisau kontinuierlich zu einem Anlass, an dem die besten Formationen dieser Szene aus Übersee und Europa für ein Musikerlebnis von höchster Qualität sorgten. Ermöglicht hat diese Entwicklung ein kleines Team von Organisatoren und Helfern, vor allem aber einer: Mister Bluegrass Bruno Steffen, genannt Stäffe. Seiner Begeisterung und seiner Leidenschaft, seinem Engagement und seinem langen Atem ist es zu verdanken, dass 20 hochkarätige Festivals über die Bühne gehen konnten. Und – in reduziertem Rahmen – auch weiter über die Bühne gehen und zur kulturellen Vielfalt unserer Region beitragen werden.
Stäffe selber mag den alten, traditionellen Bluegrass mit viel Banjo am liebsten. Ein Nostalgiker halt. Darum auch seine Liebe zu alten Traktoren, Dampflokomotiven oder Töffs. Und natürlich Oldtimer-Autos: Sein Stolz ist der Sunbeam Alpine IV, Jahrgang 1964 – fast so alt also wie der Fahrer himself.
Weisst du wie viel Pflanzen stehen auf des Stäffens Grossbalkon? Gott der Herr hat sie gezählet, er allein, er weiss es schon.
Was vor rund 35 Jahren mit einem Kaktus begann und inzwischen zu einer Kakteenplantage von weit über 100 Exemplaren angewachsen ist, entwickelt sich laufend zu einer Obst-, Beeren- und Gemüseplantage weiter, die ihresgleichen sucht. Auf Balkonien findet der Botaniker fast alles, was sein Herz begehrt: Von Auberginen bis Zucchetti – alles Erdenkliche, nur keine Rüebli. Die kommen bei Stäffe seit bald 60 Jahren nicht auf den Teller.
Darüber hinaus verwandelt sich Stäffes legendärer Balkon regelmässig in eine brodelnde Fussballarena, die Geschichte und Geschichten schreibt. Ein wohlgenährter Italiener soll schon mal Stühle zum Bersten gebracht, ein lautstarker Brasilianer den Hausherrn des versuchten Giftmordes an Ronaldo (dem Original!) bezichtigt haben, und Nichtschwimmer Stäffe selber – wenn er mit seinen Franzosen ein Golden Goal feiert – nur knapp dem Wurf in den Pool entronnen sein. Einzig wenn die Deutschen spielen, sind die elf Freunde samt Ersatzbank ein Herz und eine Seele…
Geboren als Buurebueb in der Käppelimatt vertauschte der junge Stäffe Mistgabel und Güllenfass schon bald mit Blei und Griffel. Die Schriftsetzerlehre beim «Böttu» wurde zur Grundlage einer steilen Berufskarriere. Nach der Weiterbildung zum Typografischen Gestalter eröffnete er – damals noch an der Adlermatte 11 – sein eigenes Grafikstudio. Über das Atelier West entstand schliesslich die Agentur Frontal, bei der er als einer von drei Mitinhabern zum Aufstieg des Unternehmens beigetragen hat. Inzwischen hat Stäffe zwar einen Gang zurückgeschaltet, aber seine Schaffenskraft ist ungebrochen und seine Kreativität gefragt wie eh und je.
Das Schellen-Under-Gewand tragen einige Honorablen der Karnöffelzunft. Aber es gibt nur einen Little Big Stäffe. Der kleine Narr mit dem grossen Herzen gehört zu den Ikonen der Willisauer Fasnachtsszene. Unvergessen seine Auftritte am Sprüchliabend vom Güdismontag. «Cali&Stäffe» nannte sich das legendäre Duo. Eigentlich hätte es «Stäffe&Cali» heissen sollen. Denn Cali führte zwar immer die grosse Klappe, aber die Texte stammten laut neuester Quellenforschung samt und sonders aus der Edelfeder von Stäffe. Auch in Sachen Zunftmeister stand Cali seinem Inspirator vor der Sonne. Aber nicht mehr lange. Dann wird Stäffe den Fluch, als Prinz Charles der Karnöffelzunft zu enden, endgültig besiegen. Für 2027 hat er ultimativ seine Kandidatur angemeldet: als Zunftmeister auf Lebzeiten!
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